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Wie Üben

Das Allerwichtigste ist sorgfältig zu üben.
Es ist zwar ein alter Hut, aber immer noch definitiv zutreffend, was Du Dir richtig und präzise draufgeschafft hast wird Dir auch (meistens) beim Spielen locker von der Hand gehen.
 

Es lohnt sich, gleich richtig an etwas zu arbeiten, später Flüchtigkeitsfehler und Unsauberkeiten wieder wegzubekommen ist bei weitem aufwendiger.
 

Üben statt fideln, d. h. ein bestimmtes Stück/Lick über einen bestimmten Zeitraum konzentriert und entspannt spielen.

Langsamkeit ist hier das oberste Gebot, deshalb hier der Power-Test - (nur probieren wenn Dein Frust-Potential für heute noch nicht ausgereizt ist):

Wir nehmen ein paar unserer Lieblingslicks und ein Metronom und wählen ein sehr langsames Tempo.
 

Wenn Du das Lick z.B. bisher mit 100 bpm gespielt hast dann stellen wir nun (ja wir sind richtig masochistisch) auf 40 bpm.
Nun wählen wir einen cleanen Sound bzw. ganz wenig Distortion, k e i n e Effekte und - (keine
Gnade ) - Volume-Regler der Gitarre auf maximal 5.

So, und nun versuchen wir die uns eigentlich wohlbekannten Licks und Übungen langsam und sauber zu spielen.

Wenn Du jetzt Probleme hast dann ist das ein Zeichen, dass die Dinge die Du spielst noch nicht richtig im Langzeit-Gedächtnis gespeichert sind d. h. Du hast Dich noch nicht richtig und vollständig mit dem was Du spielst vertraut gemacht.

Eine weitere Methode das zu überprüfen wäre, das Spielen dieser Licks einfach mal im Geiste durchzugehen. Du stellst Dir vor wie sich Deine Finger bewegen, wo Du sie hinsetzt, wie Du anschlägst.

Hast Du Schwierigkeiten Dir das vorzustellen, es wirklich bildlich vor Dir zu sehen, dann hast Du Probleme damit es zu spielen, sobald Du dabei denken musst, was dann der Fall ist wenn Du z.B. ungewohnt langsam spielst.

Wenn Du etwas langsam nicht spielen kannst, dann klappt es schnell gespielt erst recht nicht.

Ein Solo das Du nicht im Kopf nachsingen kannst, während Du Dir gleichzeitig vorstellst wie sich Deine Finger bewegen kannst Du wahrscheinlich auch nicht problemlos spielen.

Teile an die Du Dich nicht erinnern kannst solltest Du langsam und isoliert üben.

Am besten nimmst Du einen cleanen Sound ohne Effekte, so kannst Du Dein Spiel am besten kontrollieren.

 Beim Üben habe ich mir angewöhnt einen Sound einzustellen der sich möglichst "hakelig" anfühlt.
Man wird dadurch gezwungen sauberer zu greifen und präziser zu spielen.
Auch das Zurückdrehen des Volume-Reglers an der Gitarre erzeugt diesen Effekt, vor allem bei verzerrten Sounds.
In ferner Vorzeit, als es noch kein Midi-Switching gab, war es üblich Verzerrungsgrad und Klang der Gitarre mit ihren Reglern einzustellen, das ist allerdings ziemlich aus der Mode gekommen.
 

Es lohnt aber wirklich sich damit zu beschäftigen, manchen wird es erstaunen, was man allein durch Volume- und Tone-Regler an Klangunterschieden aus einer Gitarre herausholen kann.

Ein fetter Bratsound mit Effekten zugematscht deckt alles zu, die Gitarre spielt damit zwar "von alleine", aber wenn Du in die Verlegenheit kommen solltest das Ganze laut über einen ehrlichen Röhrenamp zu spielen, dann funktioniert das nicht mehr und es gibt ein böses Erwachen.

Grundsätzlich solltest du Dir angewöhnen auch beim Üben öfter mal den Sound zu wechseln.
Alles fühlt sich mit unterschiedlichen Sounds und Lautstärken auch unterschiedlich an.
Selbst das härteste Riff kann man zur Kontrolle mit einem unverzerrten Sound spielen.
Wenn Du es mit Clean-Sound spielen kannst, dann klappt es auch mit Power-Sound umgekehrt ist das Ganze sicher schwieriger.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Körperhaltung.

Beim Üben solltest Du versuchen eine Haltung anzunehmen bei der sich Dein Körper entspannt und gut anfühlt.

Beobachte Deinen Körper beim Spielen, vor allem bei schwierigen Passagen.
Du wirst feststellen, dass Du an bestimmten Stellen im Spiel Deine Armmuskeln anspannst, Dir auf die Zunge beißt, die Luft anhältst etc.
Achte wirklich einmal darauf, was passiert wenn du spielst.
 

Jede Anspannung hemmt den Spielfluss, und nur wenn Du die Verspannungen bewusst wahrnimmst kannst du auch gezielt dagegen vorgehen.
Versuche Dich vor schwierigen Stellen bewusst zu entspannen, die Muskeln locker zu lassen, dann wirst Du feststellen, dass sich vieles besser und leichter meistern lässt.

Zum Üben solltest Du stets ein Metronom verwenden.
Die meisten Übungen sind sinnlos wenn sie ohne Metronom gespielt werden.
Das Spielen mit Metronom hilft Dir ein gutes Rhythmusgefühl zu entwickeln und ermöglicht Dir Deine Fortschritte zu kontrollieren.
 

Ohne Metronom wird man an schwierigen Stellen automatisch langsamer, meistens ohne es selbst wirklich zu bemerken.
Durch das Metronom bist du gezwungen auch diese Stellen im Stück im gleichen Tempo zu spielen, und vermeidest so Dir Temposchwankungen anzutrainieren, die Dir vielleicht erst auffallen wenn Du mit jemandem spielst der exakt im Timing ist.

Empfehlenswert ist es, wenn Du Dir ein Notizbuch anlegst in dem Du Stück, Metronomzahl und Datum notierst.
So kannst Du über einen längeren Zeitraum Deine Lernerfolge kontrollieren und Du brauchst nicht jedes mal aufs Neue herauszufinden in welchem Tempo Du das Stück beim letztenmal geübt hast.

 

Wenn Du mit einem neuen Stück beginnst verschaffe Dir erst mal einen Überblick.
In welcher Tonart steht es, was sind für Griffe enthalten, sind welche dabei die Du noch nicht kennst?
Wie ist der Ablauf (Intro, Strophe, Bridge, Refrain), was kommt wie oft.

Dann teilst Du dir das Stück in einzelne überschaubare Bereiche auf, die aber ineinander überlaufen sollten.
Das heißt, du spielst Part 1 bis zur Mitte von Part 2, wenn du Part 2 übst beginnst Du in der Mitte von Part 1 etc.
Damit vermeidest Du, dass Du jeden Part für sich spielen kannst, aber dann an den Übergängen Probleme hast.

Versuche immer und von Anfang an mit Präzision zu üben und Fehler zu vermeiden.
Wenn Du ständig Fehler machst, und immer nur denkst beim nächsten Versuch wird´s besser, dann hast Du am Ende nur geübt Fehler zu machen.

Stellen an denen Du Dich immer wieder verspielst solltest Du isoliert und vor allem langsam üben.
 

Gib deinem Kopf die Gelegenheit zu verstehen was passiert.
Mach dir langsam klar wie Du die Finger setzen musst, wie Du anschlägst, wie Du die Griffe wechselst usw. Wenn Du das einmal ausprobiert hast, wirst du sehen, dass sich die Mühe lohnt.

Die einzelnen Bereiche solltest Du über einen bestimmten Zeitraum, d. h. 5 Min. bzw. mindestens 10 mal spielen.

Das was Du Dir auf diese Art wirklich gründlich erarbeitet hast wirst Du nicht mehr vergessen und auch jederzeit wieder abrufbereit haben.

 

Ralf Schanzel