Was Üben
Gute Frage, die aber eigentlich eher lauten müsste "Was übe ich nicht".
Die Vielfalt an angebotenem Material macht es heute wirklich nicht leicht sich für etwas zu entscheiden. Bücher, Zeitschriften, Videos und das unendliche Angebot des Internets bergen die Gefahr, dass man vor lauter Material das zu sichten ist gar nicht mehr zum Üben kommt.
Die Auswahl erleichtert eine Bestandsaufnahme:
Was kann ich gut ?
Was nicht?
Was möchte ich lernen?
Was möchte ich können? (ja, das muss nicht unbedingt dasselbe sein ;-)
Was möchte ich erreichen?
Unter diesen Aspekten gilt es Ziele zu definieren.
Grundsätzlich wichtig ist es, das Beste aus dem zu machen was Du schon kannst.
Verwende Dein Können um in einer Band zu spielen, Songs zu schreiben, diese aufzunehmen, zu jammen kurzum einfach um zu "spielen".
Es nützt nichts, ständig in der Zukunft zu leben, die weitere Vorgehensweise von diesem oder jenem Ziel, das es vorher noch zu erreichen gilt, abhängig zu machen.
Die Herausforderung beim Spielen eines Instruments ist, dass es kein Endziel gibt.
Kaum ist die eine Hürde gemeistert steht schon die nächste vor Dir, und das hört niemals auf egal wie gut Du spielst.
Umso wichtiger ist es deshalb das Beste aus Deinem jeweiligen Können zu machen.
Einen guten Gitarristen erkennt man nicht daran wie schnell er spielt, sondern wie er spielt.
Spiele mit Leidenschaft, "make her cry", oder wie unser früherer Sänger zu sagen pflegte "Give them the fucking Message" !
Wenn das was Du spielst Dich nicht berührt, wie soll es dann andere berühren?
Wenn es um "Was üben" geht wird oft ein Übungsplan empfohlen der, womöglich auf ein Jahr im Voraus detailliert die Vorgehensweise regelt.
Ich persönlich halte davon nichts.
Üben ist Bestandteil des Spielens und muss Spaß machen.
Was nützt es, sich durch Übungen zu quälen auf die man im Moment absolut keinen Bock hat?
Ich habe mir angewöhnt die Dinge die ich regelmäßig üben muss um sie am laufen zu halten aufzuschreiben, die Auswahl was ich wann übe treffe ich aber immer noch selbst.
Setze Dir realistische Ziele, was Du in einem bestimmten Zeitraum erreichen willst.
Berücksichtige dabei wie viel Zeit Dir zum Üben zur Verfügung steht, Deinen momentanen Leistungsstand etc.
Dabei gibt es Kurzzeitziele (ich will heute noch das Intro dieses Stücks lernen) und Langzeitziele (in einem Jahr möchte ich 25 Songs spielen können und zweimal im Monat mit meiner Band auftreten).
Gestalte Deinen Übungsalltag abwechslungsreich.
Am liebsten übt man Dinge die man schon kann, deshalb ist es wichtig sich auch regelmäßig wieder mit neuem Material zu beschäftigen.
Wichtig ist auch, sich mit der Musik anderer Musiker auseinanderzusetzen.
Songs die Dir gefallen solltest Du versuchen selbst von der CD herauszuhören, und erst anschließend mit der Notation vergleichen um dann eventuelle Fehler zu korrigieren.
Mit der Zeit wirst Du ein gutes Gefühl für den Aufbau eines Songs bekommen, was Dir wiederum beim Schreiben eigener Songs helfen wird.
Auch das Spielen in einer Cover-Band ist sehr dafür geeignet Vielseitigkeit zu entwickeln, da Du Dich immer wieder mit neuen Stilen und Spielweisen beschäftigen musst.
Wenn Du Dich nur allein auf das Schreiben eigener Songs konzentrierst bleibt die Vielseitigkeit oft auf der Strecke.
Wenn etwas nicht klappt, vor allem wenn es nach langer Zeit immer noch nicht klappt dann finde heraus warum.
Spielst Du es zu schnell ? (Oft der Fall, denn langsam (und ich meine l a n g s a m) kann man alles spielen)
Liegt es Dir nicht ? (Heißt auf Deutsch, macht Dir keinen Spaß.
Lass es oder finde heraus warum Du es unbedingt spielen willst.)
Gibt es technische Probleme ? (Übe es langsam, (siehe oben und Rubrik "Wie Üben?")).
Gibt es körperliche Probleme ? (Weil z. B. Deine Hände zu klein sind um einen bestimmten Akkord zu greifen.
Versuche Stück und Griffe so umzustellen, dass es für Dich spielbar wird.)
Sind die spieltechnischen Anforderungen einfach (noch) zu hoch ? (Arbeite daran bedenke aber, nicht jeder kann die 100 m unter 10 Sekunden laufen ;-).
Das heißt nicht, dass Du Dir keine großen Ziele setzen bzw. Dich nicht den Herausforderungen anspruchsvoller Stücke stellen sollst.
Es nützt aber nichts, wenn Dich das Material das Du spielen willst nur frustriert weil der Schwierigkeitsgrad einfach noch zu hoch ist.
Ein Berg wird Schritt für Schritt erstiegen, wenn Du dir erst die Grundlagen erarbeitet hast fällt es Dir mit Sicherheit leichter auch anspruchsvolles Material zu spielen).
Ralf Schanzel